Poker Equity beim Online Pokerspiel

Als der große Poker Boom um die Jahrtausendwende seinen Anfang nahm, entdeckten die Spieler auch neue mathematisch basierte Herangehensweisen und Strategien wie die Berechnung der Pot Odds und der Equity.

Selbst erfahrene Spieler hatten ihre Schwierigkeiten, sich mit dieser Materie auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite ist die Berechnung der Pot Odds und der Equity entscheidend, um statistisch korrekte Entscheidungen treffen zu können. Sie werden eher ein Verständnis dafür erhalten, ob Ihre Hand vorteilhaft ist oder nicht.

Das Pokerspiel erfordert zahlreiche schwierige Entscheidungen. Um diese leichter zu treffen, ist es wichtig, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Zu diesen Entscheidungen gehört beispielsweise, ob Sie die Bet Ihres Gegners callen sollten oder nicht. Die Berechnung der Pot Odds und der Equity können diese Entscheidungen erleichtern.


Was ist Eigentlich Poker Equity?

Die Poker Equity bezeichnet die Gewinnwahrscheinlichkeit Ihrer Hand. Oft wird dies mit der Pot Equity gleichgesetzt, die den Anteil am Pot bezeichnet, der auf den Gewinnchancen Ihrer Hand beruht.

Die Equity basiert also auf den Poker Odds, also auf Ihrer Chance, den Pot zu gewinnen. Die Equity verändert sich im Laufe der Spielrunde, die in Pre-Flop, Flop, Turn und River unterteilt ist.

Die Strategie rund um die Poker Equity ist im Grund sehr einfach. Wenn Sie glauben, dass Sie mehr Anrecht auf den Pot haben, etwa weil Sie eine bessere Hand als Ihr Gegner haben, dann ist es sinnvoll zu setzen.

Ein Einsatz Ihrerseits wird die Spieler mit schwächeren Händen dazu bringen zu folden, was Ihnen den Pot bringt. Callt der Gegner Ihre Bet, wächst der Pot natürlich entsprechend. Dies bringt Ihrer Equity mehr an Wert. Das setzt allerdings voraus, dass Sie der Annahme sind, Ihr Gegner hat die schwächere Hand.


Erste Überlegungen zur Poker Equity

Um die Equity zu berechnen, müssen Sie zuerst Ihre Pot Odds kennen. Das bedeutet, Sie müssen diese berechnen.

Pot Odds und Equity stehen im Verhältnis zueinander und sollten nicht getrennt betrachtet werden. Die folgende Anleitung erklärt die Zusammenhänge der beiden Faktoren.

Drei Faktoren fließen in die Überlegung ein:

  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Hand bis zum Showdown die beste ist?
  • Wie viel müssen Sie bezahlen, um die nächste Karte sehen zu können?
  • Wie hoch fällt der Gewinn aus, wenn Sie beim Showdown die beste Hand haben oder wenn Ihr Gegner foldet?

Bei diesen Überlegungen ist es sehr wichtig, folgendes im Kopf zu haben:

  • Falsch: Es ist richtig zu callen, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, die Hand zu gewinnen.
  • Richtig: Ein Call ist angebracht, wenn die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen größer ist als das Verhältnis zwischen dem zu zahlenden Einsatz und der Größe des Pots. Wir sprechen hier von positiver Gewinnerwartung. Wenn Sie auf lange Sicht, basierend auf der aktuellen Situation, Gewinne machen, dann ist ein Call richtig.   Auf den Erwartungswert, in der Pokerszene als “Expected Value” bekannt, werden wir später eingehen.

Schritt für Schritt Anleitung der Berechnung der Poker Equity

Bevor wir mit der Anleitung beginnen, sei gesagt, dass sich die Hand Ihres Gegners nicht offenbaren wird. Auch gibt es keine Garantie dafür, dass Sie den Pot gewinnen. Allerdings erhalten Sie nützliche statistische Informationen darüber, wie vorteilhaft Ihre Hand ist, oder auch nicht.

Schritt 1

Die Berechnung der Pot Odds und die Equity werden kombiniert, so dass Sie eine bessere Vorstellung darüber erlangen können, ob sich ein Call lohnt.

Schritt 2

Berechnung der Odds

Zuerst erfolgt die Berechnung der Odds. Die Pot Odds ist das Verhältnis des Betrags, der im Pot liegt, zu dem Betrag, den Sie zahlen müssen, um die Bet Ihres Gegners zu callen.

Schauen wir uns ein Beispiel an:

Im Pot liegen 1.000 $, Sie müssen 500 $ bezahlen, um die nächste Karte zu sehen. Die Pot-Quote beträgt demnach 1.000:500. Wenn Sie die Gleichung kürzen, erhalten Sie eine Quote von 2:1. Sollten im Pot 1.500 $ liegen und Sie müssten 500 zahlen, betrügen die Pot Odds 1.500:500, bzw. 3:1.

Dies lässt sich auch in Prozent ausdrücken. Für viele Spieler ist dies leichter zu verstehen. Um den Anteil in Prozent zu berechnen, nehmen Sie einfach die Zahl, die Ihren Anteil repräsentiert. In unserem Beispiel ist das die 1. Diese Zahl dividieren Sie dann durch die Summe der beiden Zahlen.

Ist Ihre Pot-Quote also 2:1, dann wäre der Prozentsatz 1 dividiert durch 2+1 oder 1/3. Sie erhalten als Ergebnis 33 %.

Schritt 3

Berechnung der Equity

Die Pot Odds allein bieten Ihnen nicht alle Informationen, die Sie benötigen. Um die Kenntnis Ihrer Pot Odds sinnvoll einsetzen zu können, müssen Sie ein anderes Konzept anwenden, das als Equity bezeichnet wird.
Als Equity wird Ihre Chance bezeichnet, die Hand beim Showdown zu gewinnen. Schauen wir uns nun an, wie die Equity berechnet wird.
Um die Equity zu berechnen, müssen Sie zuerst Ihre Outs ermitteln. Als Outs werden jene Karten bezeichnet, die Ihnen dabei helfen können, Ihre Hand zu vervollständigen.

Wir stellen uns vor, Ihr Gegner hat auf einem Board von  Board  den Buben getroffen. Sie halten  Hand .

Eine Dame würde Ihren Straight komplettieren. Auch ein Ass oder ein König am Turn oder River schlägt den Buben Ihres Gegners.

Wir kalkulieren nun die Outs. Im Deck befinden sich noch:

4 Damen

3 Könige

3 Asse

Das macht insgesamt 10. Sie haben also zehn Outs von 45 verbleibenden Karten aus dem 52er Deck.

Wenn Sie die Odds nicht im Kopf berechnen möchten, können Sie auch einen Odds Rechner verwenden. Wenn Sie die obigen Daten eingeben, erhalten Sie eine Chance von 38 %, dass eine der benötigten Karten aufgedeckt wird.

Das bedeutet, Sie haben eine Equity von 38 % in dieser Hand.

Schritt 4

Die Equity

Anzahl der OutsOdds am RiverOdds am Turn Oder River
1Odds am River 2%Odds am Turn Oder River 4%
2Odds am River 4%Odds am Turn Oder River 8%
3Odds am River 6%Odds am Turn Oder River 12%
4Odds am River 8%Odds am Turn Oder River 16%
5Odds am River 10%Odds am Turn Oder River 20%
6Odds am River 12%Odds am Turn Oder River 24%
7Odds am River 14%Odds am Turn Oder River 28%
8Odds am River 16%Odds am Turn Oder River 32%
9Odds am River 18%Odds am Turn Oder River 36%
10Odds am River 20%Odds am Turn Oder River 40%
11Odds am River 22%Odds am Turn Oder River 44%
12Odds am River 24%Odds am Turn Oder River 48%
13Odds am River 26%Odds am Turn Oder River 52%
14Odds am River 28%Odds am Turn Oder River 56%
15Odds am River 30%Odds am Turn Oder River 60%

Wenn Sie keinen Odds Rechner verwenden wollen und Ihnen komplizierte Berechnungen zu aufwendig sind, können Sie entweder eine Tabelle wie die obige verwenden oder Sie bedienen sich der viel einfacheren, aber dennoch effektiven 4 und 2 Regel.

Diese Regel funktioniert folgendermaßen:
Wir ziehen dafür das oben beschriebene Beispiel heran. Wir haben also 10 Outs.
Haben wir nur noch den River vor uns, werden die Outs mal 2 multipliziert. Das bedeutet, dass wir bei 10 Outs eine 20 %ige Chance haben, die Hand zu gewinnen. Wenn wir noch den Turn und den River vor uns haben, multiplizieren wir die Anzahl der Outs einfach mal 4.
Das Ergebnis ist 40.

Sicher ist dies nicht allzu genau, denn im Falle unseres Beispiels sind unsere Odds 38 %. Aber es ist nahe dran und diese Methode hat den Vorteil, dass Sie sehr schnell Ihre Odds berechnen können.


Poker Equity im Spiel Einsetzen und Davon Profitieren

Sie werden sich nun denken, dass das alles sehr theoretisch klingt. Daher schauen wir uns einige Beispiele an.
Meist liegt der Spieler mit einer höheren Equity vorne. Doch es gibt durchaus Situationen, in der Sie mit Ihrer Hand zwar hinten sind, aber dennoch eine höhere Equity haben.

Tabelle

Drei Spieler schauen sich den Flop an. Sie sind als letzter an der Reihe und halten 10s-9s. Spieler 1 hat Ah-8h und Spieler 2 hat Qc-Qd. Der Flop kommt mit 8s-7h-2s runter. Spieler 1 hat ein Paar Achten und sogar noch die Chance auf einen Backdoor Nut-Flush. Spieler 2 ist aktuell mit seinem Paar Queens vorn.

Allerdings halten Sie einen open ended Straight Draw und auch einen Flush Draw. Das bringt Ihnen mehr Equity als Ihren Gegnern. Sie sind zu 55 % Favorit. Spieler 2 hat 28 % und Spieler 1 nur 17 %.

Basierend auf den Erkenntnissen der Equity müssten Sie also setzen, zumal Sie Position auf die Gegner haben. Sicher, Sie haben aktuell nur Zehn hoch und sind noch hinten. Aber Ihre Hand hat so viel Potential, dass es sich lohnt zu setzen und einen Semi Bluff anzubringen.

Sie setzen – 2000

Total – 6000

Ihre 55% = 3300 Chips

Sie haben 55 % Equity auf 6.000 Chips, die in der Tischmitte liegen. Das macht 3.300 Chips, die theoretisch an Sie gehen könnten, also fast doppelt so hoch wie Ihr Einsatz.

Sollte am Turn eine Karte kommen, die keinem Spieler von Nutzen ist und eine Hand verbessert, zum Beispiel 3d, dann sinkt auch Ihre Equity, die Hand zu gewinnen, auf nur 36 %. Spieler 1 mit den Pocket Queens liegt nun bei 55 % und Spieler 2 hat nur noch 9 %.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor, das nun folgen könnte: Spieler 1 setzt mit seinen Pocket Queens 6.000 Chips. Spieler 2 foldet. Doch was tun Sie? Die Equity gibt vor, dass Sie folden, denn Sie haben nur noch eine Chance von 1:3, die Hand zu gewinnen. Sollten Sie auf lange Sicht in diesen Situationen callen, werden Sie allerdings verlieren.

Bedenken Sie aber, dass es noch andere Faktoren gibt als die Equity, die Ihre Entscheidungen beeinflussen. Dazu gehören Ihre Stackgröße, ob Sie bereits in den Geldrängen im Turnier sind oder gar am Final Table und wie viele Chips Sie noch übrig haben, wenn Sie nun folden.


Fold Equity und Expected Value

Zwei weitere Begriffe tauchen am Spieltisch ebenfalls häufig auf: Fold Equity und Expected Value. Wir wollen uns nun anschauen, was damit gemeint ist:

Fold Equity

Wenn die Chance besteht, dass Ihr Gegner auf Ihre Bet oder Ihr Raise hin foldet, dann haben Sie zusätzliche Equity. Dies wird als Fold Equity bezeichnet. Dabei spielt die Stärke Ihrer Hand keine Rolle. Das bedeutet auch, je aggressiver Sie spielen, desto höher ist Ihre Fold Equity. Unterm Strich heißt das, dass aggressives Spiel zu einer höheren Equity führt.

Expected Value

Expected Value wird ins Deutsche mit “Erwartungswert” übersetzt. Darunter wird der durchschnittliche Betrag verstanden, den Sie gewinnen oder verlieren können , wenn Sie eine bestimmte Aktion durchführen.
Um den Erwartungswert zu erklären, wird häufig das Beispiel mit der Münze verwendet. Da die Münze zwei Seiten hat, besteht eine 50 %ige Chance, dass Kopf, bzw. Zahl fällt. Der Erwartungswert, also die Expected Value, beläuft in diesem Falle bei null, was bedeutet, dass Sie auf lange Sicht weder gewinnen noch verlieren können.
Beim Pokerspiel ist alles ein wenig komplexer. Sie können den Erwartungswert durch geschicktes Setzverhalten erhöhen.Obwohl Equity und Expected Value auf den ersten Blick ähnlich sind, gibt es dennoch einen gravierenden Unterschied: Die Equity bezeichnet den statistischen Anteil des Pots, den Sie gewinnen können. Expected Value hingegen ist der Geldbetrag, den Sie durchschnittlich gewinnen oder verlieren können. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine einzige Hand handelt oder auf Ihr Pokerspiel allgemein.


Fazit

Das Equity Konzept ist sicher keine Garantie, dass Sie jedes Mal gewinnen, wenn Ihre Chancen höher sind als die des Gegners. Sie können sich auch nie sicher sein, welche Hand Ihr Gegner hat. Und wenn Sie keinen Odds Rechner verwenden können, wird es schwer, jedes Mal die genauen Chancen zu berechnen, zumal Sie dies am Turn und am River tun müssten.

Doch hier geht es vielmehr um das generelle Verständnis des Konzepts, das Ihr Spiel stark verbessern wird. Sie werden leichter erkennen können, wann Sie vorne oder hinten sind und werden in der Lage sein, häufiger die optimale Entscheidung zu treffen.